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Begriffsbestimmung
Historisch gesehen versteht man seit dem Mittelalter unter dem Begriff „Zither” eine Kastenhalslaute mit unterständig befestigten Metallsaiten, variablem Steg, Griffbrett mit festen Bünden, außermittig unter dem Griffbrett liegendem Hals und Wirbelkasten mit Flankenwirbeln. Auf die vielfältigen Modifikationen der typischen Zargenbreiten und Korpusformen im Wandel der Epochen soll in dieser Kurzbeschreibung nicht eingegangen werden, da es diesen Rahmen sprengen würde. Das Wort „Zither” leitet sich etymologisch von lateinisch „cithara” ab und hat über die Jahrhunderte zahlreiche Variationen erfahren wie „zitôle”, „cistôle”, „sythôlle”, „cythol”, „cytherne”, „cittharne”, „cithar”, „Zitter”, „Cither”, „Zither”. Instrumentenkundlich fasst man die oben beschriebenen Kastenhalslauten unter dem heute gebräuchlichen Namen „Zister” zusammen.
Geschichte
Die Zister hatte in der Renaissance europaweite Bedeutung zunächst in der höfischen Musik, schon bald fand sie auch ihren Gebrauch bei fahrenden Sängern und im Volksgesang. Erst im 19. Jahrhundert ging der Stellenwert der Zister stark zurück, während zur gleichen Zeit die Salzburger Tischzither enorm an Bedeutung gewann. Damit ging der Gattungsname „Zither” von den Kastenhalslauten auf ein Einzelinstrument über, das technisch gesehen eine ganz andere Familienzugehörigkeit hat. Die Tischzithern gehören zu Gattung der Scheitholze, Zupfinstrumente, deren Saiten auf liegende Bretter gespannt werden. Erst seit diesem Bedeutungswandel des Wortes „Zither” bekamen die Zisterninstrumente ein Bezeichnungsproblem. Man versuchte es mit regionalen Definitionen wie „Thüringer Zither”, oder „Harzzither”, sowie Eingrenzungen über die soziale Bedeutung („Bergmannszither”). In der Schweiz im Toggenburger Land ist auch heute noch die anschauliche Bezeichnung „Halszither” gebräuchlich.
Heutige Waldzithern
Vermutlich ist der Name „Waldzither”, wie er etwa um 1900 aufkam ein Verkürzung von „Thüringer Wald”- Zither.
Der Hamburger Mandolinenfabrikant C.H. Böhm griff den Namen als eigenes Markenzeichen auf und übertrug die Bezeichnung „Wald” im gleichen Zug auf seine Flachmandolinen, die er „Walddoline” nannte. Unter Marketingaspekten war der Name durchaus geschickt gewählt, in einer Zeit, wo durch die Wandervogelbewegung Singen und Musizieren in freier Natur einen starken Aufschwung bekam.
C.H. Böhm wählte als Stimmvorrichtung eine Schraubenfächermechanik, deshalb spricht man bei deren Verwendung von „Hamburger Waldzither”. Für Instrumente mit Embergher Wirbelmechanik, die wir von der Gitarre kennen, ist der Name „Thüringer Waldzither” gebräuchlich. Gebaut wurden beide Modelle allerdings vorwiegend im Vogtland, im sächsischen Musikwinkel und sind auch heute noch dort erhältlich. Die spezifisch in Thüringen gebauten Waldzithern werden im Gegensatz dazu traditionell bis heute mit von hinten durchgesteckten Stimm-Mechaniken ausgestattet.
Historismus
Die Behauptung, bereits Martin Luther habe seinerzeit die Waldzither gespielt, ist historisch nicht belegt und ist auf historisierende Tendenzen Anfang des zwanzigsten Jahrhundert zurückzuführen, die ebenfalls gleichzeitig mit der Wandervogelbewegung „in Mode” kamen. Instrumentenvariationen wie „Lutherzither” und „Wartburglaute” waren eine kurzfristige Erscheinung dieser Zeit.
Verwandte im deutschsprachigen Raum sind die Harzzither, die eine eigene Tradition und Bauweise hat incl einer vierchörigen Stimmung in D-Dur, und die Schweizer Halszithern. Die Krienser Halszither stellt als Diskantzither in G-Dur mit ihrem gitarrenförmigen Korpus eine Sonderform dar. Die Toggenburger Halszither ist in der Form der Waldzither ähnlicher und wird wie diese in offen C-Dur gespielt.
Europäische Verwandte
der heutigen Waldzither sind die English Guittar des 18. Jahrhunderts, deren hauptsächlicher Entwicklungssprung die Erfindung der Schraubenstimm-Mechanik darstellt durch John Preston, London. Diese Mechanik und auch das Instrument gelangten durch englische Handelsbeziehungen nach Portugal. Die heutige, aus der Fadomusik bekannte „Guitarra Portuguesa” ist ein eigenständige Weiterentwicklung der Renaissance-Zister und der English Guittar und hat eine bis heute ständig gepflegte und perfektionierte Virtuosität hervorgebracht.
Weltweite technische Vergleichsmöglichkeiten sind von der Stimmung in offen C-Dur das Five-String-Banjo mit entsprechenden Picking-Techniken und die russische Balalaika mit ihrer tremolierenden Anschlagstechnik.
Selbst das ‘Harry Lime -Theme’ aus dem dritten Mann kann sich auf der Waldzither gut hören lassen. Auch wenn es keine (Salzburger Tisch-)Zither ist. Sondern eben "nur" eine Wald-Zither...
 
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